Gerade bin ich satt. Mein Magen ist voll und es herrscht Ruhe, Krümel schläft und ich tippe im Takt seines lieblichen Schnarchens diesen Artikel. Ein schönes, entspanntes Abendessen sieht anders aus als das, was wir vorhin hatten. Drehen wir die Zeit um zwei Stunden zurück.
Ein ganz normaler Abend
Es ist 19 Uhr und alle haben Hunger. Alle. Aber am allermeisten natürlich Krümel. Ich bin selbst schuld. Ich habe einfach zu spät gestartet und so warten wir alle mit bereits leicht steigendem Knurren in der Magengegend. Krümel springt wie ein Flummi durch die Wohnung, ist zu nichts mehr zu gebrauchen. „Diskutiere niemals mit einem hungrigen Kind“ heißt es so schön und ja, da ist eine Menge dran. Also versuchen wir das Beste und tatsächlich können wir ihn kurzzeitig mit einem Buch ablenken. Das Essen wird auf den Tisch gestellt, alles ist bereit und Krümel ist fertig, bevor es überhaupt losgeht. Denn: Er ist einfach durch. Zu ein paar Bissen können wir ihn noch überzeugen, aber dann ist Schluss. Und so geht’s auch schon in Lichtgeschwindigkeit einmal durchs Bad, damit wir es noch rechtzeitig ins Bett schaffen. Und taaadaaa: Mit einem Buch in seiner kleinen Hand schläft Krümel auch schon ein, friedlich und glücksselig mit Engelsgesicht.
„Wie oft schon saß ich stillend vor meinem vollen Teller?“
Meine Kartoffeln sind kalt. Wieder einmal. Nicht, dass ich immer kalte Kartoffeln essen würde. Nein, nein. Ich ernähre mich auch von lauwarmen Fisch, Burger in Zimmertemperatur, kalter Pizza und kühlen Nudeln (zugegeben, gesundes Essen kommt in letzter Zeit zu kurz!). Wenn ich mich so an die letzten Monate und Jahre zurückerinnere, habe ich oft, wenn nicht sogar fast immer, den Kürzeren gezogen. Gerade in Sachen Essen. Wie oft schon saß ich stillend vor meinem vollem Teller oder auf dem Sofa und habe anderen beim Essen zugesehen? Wie viele Runden bin ich müde und ausgelaugt durch das Zimmer gewippt, in der Hoffnung, endlich selbst essen zu können? Wie viele Mitternachtssnacks habe ich hinter mir, weil ich untertags einfach nicht (genug) zum Essen gekommen bin? Jemand, der keine Kinder hat, kann das bestimmt nicht nachvollziehen. Aber Tatsache ist, dass viele Mütter insbesondere im ersten Babyjahr, untertags schlichtweg keine Zeit haben, etwas Warmes, Gesundes und Leckeres zu essen, geschweige denn es zu kochen.
„Alle waren fertig, nur ich mal wieder nicht“
Besonders gefrustet war ich in Bezug auf Essen bzw. eben Nichtessen um die Weihnachtstage herum. Wir waren bei unseren Familien zum Essen eingeladen und ich dachte, dass ich endlich einmal selbst zum Essen komme. So mit warm und in Ruhe und lecker und so eben. Nichts da. Wieder einmal folgten meine Augen Krümel (soll ich erwähnen, dass er mal wieder drüber war, weil Geschenke, viel Besuch, kein Mittagsschlaf und und und? Ihr könnt es euch sicherlich denken) mehr als meinen Händen, die das Besteck führten. Alle unterhielten sich ausgelassen, nur ich sprang hier und da auf, um Dinge vor Krümel zu beschützen und andersherum. Und so waren alle fertig, nur – ja, ratet ruhig – ich mal wieder nicht. Es ging zur Nachspeise und ich kaute noch auf meinem Salat herum, während der nächste Teller vor mir wieder einmal schon kalt wurde. Genau so ist es bei beiden Familienfestessen passiert. Dann also doch lieber wieder ein Mitternachtssnack, wenn alles schläft und ich Zeit für die Mikrowelle habe.
Wenn ihr das nächste Mal eine hungrige Mutter seht
Es ist doch so: Wir Mütter stellen unsere Bedürfnisse immer hinter die unseres Kindes (Hallo Selbstfürsorge!). Das kann auf Dauer ganz schön gefährlich werden. Natürlich brauchen wir auch eine ausgewogene und gesunde Ernährung. Wir wissen das und dennoch geht dieses Wissen im Alltag unter. Während Krümel für ein Abenteuer auf dem Spielplatz immer eine Flasche Wasser, ein paar Reiswaffeln und frisches Obst dabei hat, packe ich mir selbst oft nicht einmal etwas zu trinken ein. Es muss schnell gehen, wie doof das gerade klingt. Dabei sollten wir gerade auch, wenn wir stillen, ja wenn wir vielleicht sogar langzeitstillende Mamas sind, besser auf uns und unseren Körper achten (natürlich sollten auch Mamas, die die Flasche geben, gut auf sich achten). Am Ende unserer Stillzeit, also nach eineinhalb Jahren, habe ich so wenig gewogen wie noch nie zuvor. Und das, obwohl ich in der Schwangerschaft ordentlich zugenommen hatte. Eigentlich kein Wunder, denn Stillen verbrennt rund 800 Kalorien am Tag! Und selbst wenn wir Mütter nicht (mehr) stillen: Unsere Kinder halten uns auch so genug auf Trab. Also ganz ehrlich: Lasst uns Mütter doch auch endlich mal in Ruhe etwas Warmes essen. Wenn ihr das nächste Mal also eine hungrige Mutter seht (das sind sie eigentlich immer, manchmal wissen sie es aber nicht einmal selbst), dann schenkt ihr die Zeit für eine warme Mahlzeit. Mehr wollen wir eigentlich gar nicht. Danke.
Kommentar verfassen