„Junge oder Mädchen?“: Warum mich diese Frage nervt und zugleich ein bisschen stolz macht

Ob auf dem Spielplatz, beim Einkaufen oder bei Freunden – unterwegs mit Kind kommt man schnell mit anderen Eltern ins Gespräch. Und eine der ersten Fragen ist immer diese: „Ist es ein Junge oder ein Mädchen?“ Oberflächlich gesehen eine ganz einfache Frage mit einer eindeutigen Antwort. Andererseits: Ist das denn überhaupt wichtig? In unserer Gesellschaft lautet die Antwort leider ja.

„Mädchen sind Zicken, Jungen Rabauken“

Noch bevor das Baby überhaupt erst das Licht der Welt erblickt hat, will jeder dessen Geschlecht wissen. Mädchen seien ja viel zickiger, Jungen würden dafür viel mehr Dreck machen. Jeder hat hinsichtlich des Geschlechts eine ganz klare Meinung, dass die Eltern sich oftmals vor allem nur über ein gesundes Baby freuen, ganz gleich ob Junge oder Mädchen, das ist meist nicht so wichtig. Erwartet man erst einmal ein Kind, spürt vielleicht schon die ersten Bewegungen in seinem Bauch und baut so langsam eine Beziehung zu seinem Bauchzwerg auf, spielt das Geschlecht bei all den Muttergefühlen in den meisten Fällen wirklich keine Rolle mehr. Hat man sich vorher sehnlichst ein Mädchen gewünscht, ist man nun voller Liebe zu seinem kleinen Fußballspieler. Da kann man die gut gemeinten Ratschläge und Meinungen zum Geschlecht von Tante Gudrun oder Oma Britta noch ganz gut überhören. Mit Kind sieht das dann schon ein wenig anders aus.

Rosa vs. blau

Sobald das Baby da ist, geht der Geschlechterkampf, um es einmal übertrieben zu schreiben, erst richtig los. Bei einem Jungen müssen es die blauen Windeltorten sein, bei einem Mädchen sollen die Bodys bitteschön auch rosa und pink sein. Schnuller, Kinderwagen, Moltontücher und Spielzeug müssen natürlich jeweils angepasst sein. Dass es einem Neugeborenen ziemlich egal ist, ob es nun einen blauen oder rosafarbenen Strampler an hat, das sollte eigentlich klar sein. Und trotzdem markiert unsere Gesellschaft die Kleinsten von uns schon ganz genau, indem sie sie nach Farben einteilt. Und wir Eltern müssen uns immer wieder rechtfertigen, spielen wir da mal nicht mit. Krümel zum Beispiel hat viele rote Sachen: Mütze, Hosen, Oberteile und so weiter. Warum? Weil wir viel und gerne im Second Hand einkaufen gehen. Und wenn mich da ein Teil anlacht, dann lacht es, egal ob in rot oder klassisch blau. Das sorgt bei unseren Mitmenschen aber tatsächlich regelmäßig für Verwirrung. „Aber die Mütze ist doch rot und nicht blau!“ hat mir einmal eine ältere Frau auf der Straße vorgeworfen, als ich sie über Krümels Geschlecht aufgeklärt hatte.

„Unser Kind darf bunt sein“

Wir haben uns irgendwie unterbewusst dafür entschieden, in Sachen Farbauswahl recht cool zu bleiben. Gefällt uns die rote Hose, dann nehmen wir die, ist sie blau, dann ist es auch okay. Die Farbe ist nicht wichtig, die Qualität, der Zustand und Sitz dafür umso mehr. So und nicht anders denken wir. Wir müssen unser und andere Kinder nicht nach Farben kategorisieren. Ob da jetzt ein Junge oben auf der Rutsche sitzt oder ein Mädchen ist eigentlich egal. Und deshalb erkläre ich Krümel jedes Mal auch, dass er unten zur Seite gehen muss, bis „das Kind“ gerutscht ist. Das ist übrigens auch der leichteste Weg, um nicht in ein Fettnäpfchen zu treten, wenn sich das blond gelockte Mädchen mit den langen Wimpern und dem Schmollmund als ein Gunnar herausstellt. Natürlich verstehe ich es, wenn andere sich nach Krümels Geschlecht erkundigen. In dem Alter lässt sich das, siehe Beispiel Gunnar, ja oft noch nicht zweifelsfrei feststellen. Und irgendwie macht es mich eben auch ein wenig stolz, dass wir nicht diesem Farbenwahn verfallen sind. Unser Kind darf bunt sein. Und ob Krümel dann auch noch lieber mit Puppen als mit Autos spielt, das wäre dann auch schon egal. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

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