Regelmäßig trudelt Post von euch ein. Ob Anregungen, Fragen oder Wünsche – die Freude über euer Feedback ist groß! Dieses Mal wollte Julia wissen, wie das mit Windelfrei genau funktioniert. Deswegen dreht sich hier auf dem Krümel Blog jetzt alles darum, wie man mit Windelfrei am besten startet und ob Windelfrei auch frei von Windeln bedeutet.
„Wie hast du denn den ersten Tag begonnen?“
Tatsächlich war es bei uns direkt der erste Abend, an dem wir mit Windelfrei begonnen haben. Unsere Hebamme hat uns während einem Wochenbettbesuch auf Windelfrei gebracht und nachdem sie gegangen war, probierten wir es direkt ausprobiert, als Krümel sich meldete. Er wurde wieder unruhig und hat kurz darauf geweint (das war damals das Zeichen, dass er dringend mal musste). Also Windel aus und über die Badewanne gehalten. Weder Krümel noch wir wussten so recht, was wir da wie zu tun hatten. Und dennoch wurden wir nach einigen Minuten tatsächlich mit einem kleinen Strahl belohnt. Aber die weiteren Versuche an dem Abend waren nicht ganz so erfolgreich. Krümel fühlte sich unwohl in der neuen Situation, so hängend über dem (aus seiner Sicht) Nichts und hat ordentlich gemeckert. Wir wussten wiederum nicht, auf was wir achten sollten bzw. was er uns sagen wollte (zum Beispiel zu erkennen, wann er fertig war). Am nächsten Morgen haben wir es einfach weiterausprobiert und zunächst viel beobachtet. Wir lasen uns dann auch so einiges an Wissen an, verstanden Krümel damit sehr viel besser und stiegen auch kurz darauf auf das Asiatöpfchen um. Der Anfang bestand also aus Beobachten und Ausprobieren.
„Hast du von Anfang an die Windel weggelassen?“
Nein, davor hat man ja gerade zu Beginn unglaublichen Respekt. Ein Baby, so ganz ohne Windel?! Wir haben eigentlich erst versucht, die Signale richtig zu deuten. Da hat es uns Krümel recht leicht gemacht, da er immer nur dann zu weinen anfing, wenn er mal musste. So blieb die Windel am Anfang noch an. Natürlich wollten wir sie dennoch schnell weg haben, weil der Kleine immer wieder einen wunden Popo und Ausschlag bekam und überhaupt ziemlich unter der Plastikschicht geschwitzt hat. Es gab aber, wenn ich so darüber nachdenke, nicht den einen Moment nach dem Motto „Jetzt lassen wir sie weg!“. Das hat sich irgendwie so ergeben. Außerdem gibt es ja noch Back-ups, wie zum Beispiel Trainer Höschen. Die fangen auch viel Flüssigkeit auf, sind aber viel hautverträglicher als Windeln. Zwischen 24-Stunden-in-Windeln und Keine-Windeln-mehr (bis heute verwenden wir Windeln hin und wieder als Back-up) liegt also eine kleine Welt, die es langsam zu erkunden gilt. Bei uns ging es tatsächlich nachts mit dem Windelweglassen sehr schnell, nach einem Monat Windelfrei ungefähr. Da er nachts immer unruhig und wach von der vollen Blase wird, klappt das bei uns sehr zuverlässig nur mit Schlafanzug (und Matratzenschutz natürlich). Aber prinzipiell hilft es vor allem anfangs schon, das Baby einfach mal nackig auf dem Wickeltisch, auf einer Decke in einem beheizten Zimmer oder sonst wo an einem geeignetem Ort hinzulegen und einfach mal darauf zu achten, wann was passiert.
„Wie lange hast du gebraucht, um deinen Krümel richtig „lesen“ zu können?“
Richtig „lesen“ kann ich den Kleinen bis heute nicht! 🙂 Kann das eine Mama überhaupt jemals? Aber ich weiß, was du damit meinst: Signale erkennen bzw. merken, was Krümel mir da gerade sagen möchte. Das hat anfangs schon eine Weile gedauert, bis ich die Signale richtig gedeutet habe. Ich hätte es davor nie für möglich gehalten, aber Krümel hat mit nur wenigen Wochen ziemlich deutlich gezeigt, wenn er mal muss. Er wurde unruhig, hat geweint und sich dann auch eine Zeit lang beide Fäuste in seinen Mund gesteckt. Letzteres Signal hat er über einen langen Zeitraum sehr zuverlässig angezeigt. Bei uns haben sich aber ansonsten die Signale fast im Wochenwechsel abgewechselt. Das war nicht immer leicht zu erkennen. Seit Krümel aber mobil ist, gibt’s keine Zeichen mehr. Quasi von dem einen auf den anderen Tag. Dann sind wir nach Intuition mit ihm gegangen. Auch bestimmte Tageszeiten bzw. Wiederholungen konnten wir schnell feststellen. Aber selbst die verändern sich immer wieder mal, wenn auch nicht so häufig. Es gibt zum Glück Situationen, in denen er eigentlich immer muss: Nach dem Schlafen, dem langen Stillen, einer längeren Autofahrt… Es gibt immer wieder mal kleinere Erfolge, zum Beispiel als er eine Zeit lang selbstständig zum Töpfchen gekrabbelt ist. Aber prinzipiell ist Windelfrei bei uns ein ständiger Beobachtungs- und Lernprozess.
„Was ist, wenn du woanders bist und das Abhalten in dem Sinn nicht möglich ist? Spazieren gehen, Arzttermin oder wenn du mal Freunde besuchst? Mir kommt es so schwierig vor, es richtig in den Alltag integrieren zu können.“
Was ist, wenn du beim Arzt, Freunden oder draußen mal musst? Genau, du suchst dir eine Toilette. Genauso „einfach“ ist es eigentlich auch mit dem Kleinen. Ich denke mir immer: Spätestens wenn Krümel mal „trocken“ ist, muss man sich ja auch auf die Suche nach einer Toilette machen, wenn er unterwegs mal muss. Mit Baby ist das meiner Meinung nach teilweise sogar noch einfacher. Gerade im Sommer halten wir ihn regelmäßig draußen ab: Gebüsch, Baum, Wiese… Und das klappt immer, ist ja auch ziemlich spannend in der Natur, da gibt es so viel zu entdecken! Im Winter ist das natürlich anders. Auch wenn Krümel teilweise ziemlich deutlich zeigt, dass er jetzt nicht aufs Töpfchen im Auto zum Beispiel will, halten wir ihn natürlich nicht bei Minusgraden draußen ab. Dann wird das Töpfchen angeboten und andernfalls die Windel wieder angezogen. Wenn Krümel wirklich dick angezogen ist oder wir im Kinderwagen mit Fußsack unterwegs sind, hat er immer eine Windel als Back-up an. Andernfalls würde ich wahrscheinlich nicht schnell genug merken, wenn er im Nassen sitzt. Wenn Krümel übrigens in der Trage mit mir unterwegs ist, sieht das schon wieder anders aus. Stichwort Nestschutz. Babys wollen weder sich selbst noch andere beschmutzen. Und die meisten wehren sich mit allen Kräften, wenn sie direkt am Körper getragen werden und mal müssen. Um auf deine Frage zurückzukommen: Wir hatten anfangs auch immer ein Asiatöpfchen mit, wenn wir bei Freunden oder der Familie zu Besuch waren. Das kannte Krümel und wir konnten uns sicher sein, dass wir keine „Sauerei“ bei den anderen machten. Mittlerweile halte ich ihn einfach über der Toilette ab. Entweder darüber halten und einschätzen, wie der Strahl kommt oder sich mit ihm verkehrt herum auf die Toilette setzen, so dass sein Popöchen darin hängt. Auf öffentlichen Toiletten bevorzuge ich erste Variante. Wenn ich unterwegs bin und weiß, dass es keine Möglichkeit gibt, ihn abzuhalten oder ich zu abgelenkt bin, um auf seine Zeichen zu achten (zum Beispiel wenn wir zum Spielen eingeladen sind), dann ziehe ich ihm eine Windel an und kommuniziere auch, dass das okay ist, die zu benutzen. Meistens meckert er im entscheiden Moment dann aber so sehr, dass ich doch nach einer Abhaltemöglichkeit suche. Aber selbst 14 Stunden im Auto auf dem Weg in den Urlaub, hat Windelfrei super funktioniert!
„Welches Buch kannst du empfehlen, das du für den Start selbst gelesen hast?“
Mir hat damals das Buch „Es geht auch ohne Windeln!“ von Ingrid Bauer sehr weitergeholfen. Darin gibt es eine tolle Einführung, warum sich Windelfrei überhaupt lohnt. Außerdem beschreibt Ingrid Bauer ausführlich, wie man sein Kind richtig abhalten kann (unter anderem auch wie man das in der Natur macht oder wenn man körperlich eingeschränkt ist) und passende Bilder zeigen die verschiedenen Abhaltepositionen auch noch einmal. Zudem schildert sie von ihren eigenen Erfahrungen und gibt auch erste Hilfe bei kleineren Streiks. Ansonsten kann ich dir auch „artgerecht – das andere Baby-Buch“ von Nicola Schmidt sehr empfehlen. Mehr über das Hörbuch „artgerecht“ kannst du auch hier nachlesen.
Danke, liebe Julia, für die tollen Fragen! Habt ihr vielleicht auch Fragen oder Anregungen zum Krümel Blog? Dann schreibt gerne! Einfach hier darunter kommentieren oder eine Brieftaube mit euren Leserfragen unter „Kontakt“ losschicken.