Dieses Jahr war für uns definitiv ein aufregendes Jahr. Aus zwei wurden drei und damit hat sich so ziemlich alles verändert. Nichts ist mehr, wie es war und das ist auch gut so. Einspielen musste sich dennoch alles erst einmal. Dinge, die man zuvor gut durchdacht und liebevoll geplant hatte, haben sich als nicht umsetzbar herausgestellt. Krümel hat uns schnell gezeigt, was er möchte und wie. So zum Beispiel auch in Sachen Windeln. Mehrere Großpackungen Wegwerfwindeln und ein Dutzend Packungen Feuchttücher standen auf dem Wickeltisch bereit – und würden da wahrscheinlich immer noch stehen, wenn wir sie nicht mal aussortiert hätten. Denn Krümel mag keine Windeln. Naja, so stimmt das eigentlich auch nicht. Gegen Windeln hat der kleine Mann prinzipiell gar nichts, eher gegen das Hineinmachen und dann mit der vollen Ladung herumlaufen zu müssen. Eigentlich sehr verständlich, unsere (westliche) Gesellschaft sieht das aber immer noch anders. Wir sind jedenfalls aufgrund der vielen Tränen schnell auf Windelfrei gestoßen und auch nach über einem halben Jahr noch sehr glücklich darüber. Es gibt so viele Momente, in denen mir immer wieder klar wird, dass es genau die richtige Entscheidung für uns war. Unsere drei Lieblingsmomente mit Windelfrei möchte ich in diesem Text nun mit euch teilen.
Der stolze Nachtwandler
Anfangs trauten wir uns Windelfrei erst einmal nur tagsüber zu. Krümel war ja „erst“ vier Wochen alt und Babys machen nun mal besonders in der Nacht ohne jegliche Kontrolle einfach in die Windel. Dass das bei uns sowas von nicht stimmte, das zeigte uns Krümel mal wieder recht schnell. Denn auch nachts schimpfte er lauthals, wenn er mal wusste. Im Schlaf wurde er erst unruhig, wälzte sich hin und her, bis er schließlich von seiner vollen Blase ganz wach wurde. Und so fand ich mich eines Nachts mit dem kleinen, meckernden Mann über dem Waschbecken im halbdunklen Badezimmer wieder. Mit Hilfe des Schlüssellauts und einigen leisen Worten plätscherte es schon nach einigen Sekunden – und es wollte kaum mehr aufhören. Krümels Blase musste kurz vor dem Platzen gestanden haben! Im Spiegel konnte ich sehen, dass Krümel immer noch die Augen zu hatte. Als der letzte Tropfen versiegt war, war da dieser Moment, an den ich so gerne zurückdenke: Krümel strahlte über beide Ohren! Er grinste mit geschlossenen Augen, wirkte richtig erleichtert und vor allem eines: Stolz. Der stolze Nachtwandler und ich schlichen uns leise wieder zurück ins Bett und schliefen ganz schnell und erleichtert ein.
Pinkeln wie Gott in Frankreich
Mit einem halben Jahr stand der erste Familienurlaub an. Natürlich wollten wir Krümel auch währenddessen weiter abhalten und freuten uns schon auf die neuen Erfahrungen. Wie das alles dann tatsächlich geklappt hat (oder auch nicht), ist hier nachlesbar. Ein Highlight unseres Urlaubs in Südfrankreich war natürlich auch der Strand samt Meer. Eine besonders lustige bzw. anregende Anekdote dazu ist diese hier: Kaum sah Krümel das Wasser, lief es bei ihm! Die ersten Male haben wir den Zusammenhang nicht sofort erkannt. Aber kaum am Strand angekommen (Krümels Blick ging zu den Wellen), war seine Hose nass. Bei den Temperaturen zum Glück kein Problem. Wir lernten schnell: Sobald wir den Strand erreichten, baute einer die Strandmuschel auf, während der andere Krümel abhielt. Und so saßen wir einige Male abwechselnd am Strand mit Blick auf das Meer und Krümel vor uns (ab)haltend. Der genoss übrigens mindestens genauso den charmanten Ausblick beim Abhalten. Super entspannt verfolgte er mit seinen Augen die Wellen, während er es laufen ließ. Schöner kann das Abhalten eigentlich gar nicht sein, oder?
Große Not
Unser nächster Lieblingsmoment mit Windelfrei war in dem Augenblick, in dem er sich ereignete, definitiv kein Lieblingsmoment. Und dennoch möchte ich ihn nicht missen. Krümel und ich waren kurze Zeit nach dem Wochenbett unterwegs, um Einkäufe zu erledigen. Dementsprechend noch neu und stressig war die Situation für uns beide. Gerade als wir zwei Stationen mit der Trambahn fuhren, wurde Krümel bei mir in der Trage nicht nur unruhig, sondern sogar panisch. Er drückte sich hin und her, schimpfte immer lauter, bis er schließlich zu weinen anfing. Krümel musste mal. Er hatte zwar ein Windel-Back-up an, aber das interessierte ihn natürlich nicht. Ich versuchte ihn zu beruhigen, wiegte ihn hin und her. Es half nichts. Mittlerweile schrie er aus Leibeskräften, lief dunkelrot an und war mehr als nur todunglücklich. Ich fühlte mit ihm, konnte in dem Moment allerdings nichts ändern. An der nächsten Station stiegen wir aus und suchten eine Toilette in einer Drogerie auf. Und da sah ich auch schnell, was den kleinen Mann so geärgert hatte. Die stinkende Windel wurde schnell entsorgt und der kleine Kinderpopo gesäubert. Ein wenig beleidigt blieb Krümel den restlichen Nachmittag dennoch. Mir hat dieser Moment rückblickend noch einmal klargemacht, warum wir Windelfrei tatsächlich machen. Denn mal abgesehen von den vielen Vorteilen geht es ganz einfach darum: Für Krümel ist es höchst unangenehm, in eine Windel oder Hose machen zu müssen. Auch als Baby hat er das Recht, dass seinem Ausscheidungsbedürfnis nachgekommen wird – genauso wie jedem seiner anderen Bedürfnisse. Wenn ich mir vorstelle, ich wäre an seiner Stelle in der Trambahn gewesen und hätte so dringend gemusst, dass es zu spät gewesen wäre… Genau deshalb ist dieser Moment so wichtig, um zu begreifen, dass auch Babys eine Würde haben. Unsere Aufgabe als Eltern ist es, diese mit allen Mitteln zu wahren.
Noch mehr Lieblingsmomente
Die oben beschriebenen Lieblingsmomente sind nur ein kleiner Ausschnitt aus einem wirklich spannenden Jahr, das wir hatten. Wir haben viel Neues kennengelernt, einiges ausprobiert und insgesamt wahnsinnig viel gelernt. Für uns ist und war Windelfrei ein Glückgriff, selbst wenn es dafür mit „Wer wird Millionär?“ nicht geklappt hat – aber das ist wieder eine andere Geschichte… Das nächste Jahr wird bestimmt nicht weniger aufregend.