Die Geburt ist geschafft, ich liege mit Mini-Krümel im kuschligen Familienbett und komme im Wochenbett erst einmal als Mama in meinem neuen Leben an. Samt dazu gehörigen Gefühlen. Das Stillen hat von Anfang an schon mal super geklappt, da muss ich mir jedenfalls keine Gedanken mehr machen. Denke ich. Falsch gedacht. Denn an einem Morgen ist plötzlich alles ganz anders. Während ich Krümel im Bad abhalte, wird mir plötzlich ganz anders. Gliederschmerzen, Schwindel, Frieren, es schüttelt mich regelrecht. Grippe, denke ich sofort. Aber dann merke ich, dass meine rechte Brust steinhart ist. Mein nächster Gedanke ist: Scheiße, Milchstau!
Schwiegermuttermilchstau
Wie kann mir das nur passieren? Warum ich? Es hat doch alles so gut funktioniert. Jedenfalls mit Krümel und dem Stillen. In den letzten Tagen ging es mir emotional nicht so prächtig. Gefühlt alle wollten zu uns, wollten Krümel sehen, wollten, wollten, wollten. Und ich wollte Ruhe. Und plötzlich kullerten nur noch die Tränen. Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu weinen. Neben dem körperlichen Schmerz (schon mal eine harte Brust gehabt?!) war ich vor allem auch emotional ziemlich am Boden. Das erkannte auch gleich unsere Hebamme am Telefon. Ich hatte ihr zunächst lediglich von meinen Symptomen berichtet, ihre erste Frage aber war: „Und wie geht es dir? Hat dich was in letzter Zeit aufgeregt, hattest du Stress?“ JA! Schnell war die Ferndiagnose gestellt: Schwiegermuttermilchstau. Und unsere Hebamme erzählte, dass das im Wochenbett sogar ziemlich häufig vorkommt. Die meisten Familienmitglieder können sich vor allem am Anfang kaum zurückhalten, wollen den neuen Erdenbürger so oft wie nur möglich sehen und lassen dabei aber leider der neuen kleinen Familie kaum Zeit für sich.
Ein Milchstau entsteht fast immer aufgrund von emotionalen und psychischen Problemen.
Die Wöchnerin verarbeitet vielleicht noch die Geburt, ist voll mit Hormonen, kommt gerade erst in ihrem neuen Leben als Mutter an und – ach ja, ein Baby gibt es ja auch noch zu versorgen. Im Klartext bedeutete das für mich: Wir hatten uns zu viel zugemutet und irgendwann zeigte mir das mein Körper. Irgendwann war in dem Fall jetzt.
„Lass laufen!“ und andere Tipps
Obwohl ich versuchte, nicht auch noch am Telefon Rotz und Wasser zu heulen, ging es einfach nicht anders. Ich weinte, als gebe es kein Morgen. Unsere Hebamme forderte mich sogar auf: „Lass laufen!“ Denn das Weinen lässt die Milch tatsächlich wieder laufen. Es war klar, wir brauchen Ruhe. Wirklich Ruhe. Zeit für uns. Eine Auszeit von der Außenwelt. Und das mussten wir jetzt mit allen Mitteln durchsetzen. Also zurück ins Bett, hallo Wochenbett, da sind wir wieder! Alles auf Anfang. Und so verkrümmelte ich mich mit Krümel unter die Bettdecke, machte einfach mal nichts (so gut das als Mama eben geht) und holte den lang ersehnten Schlaf nach.
Was aber hat sonst noch geholfen, den Milchstau wieder loszuwerden? Also, neben Ruhe und Schlaf (ist wirklich nicht zu unterschätzen!) hat mir unsere Hebamme noch folgende Tipps mitgegeben: Vor dem Stillen kann man die Brust leicht vorwärmen – zum Beispiel mit einer Wärmflasche oder einem Kirschkernkissen. Nach dem Stillen sollte dann gekühlt werden. Aber aufpassen, dass es nicht zu kalt wird! Man kann auch im Vorfeld bereits auf einige Lebensmittel und deren Wirkung achten. So gibt es milchfördernde, wie zum Beispiel alkoholfreies Bier und Stilltee, und milchhemmende Lebensmittel, wie zum Beispiel Minze und Salbei. Was mir persönlich auch noch super geholfen hat, war eine Kanne Frauenmantelkrauttee, die soll vor allem für die Stimmung gut sein. Und übrigens das Ausstreichen der Brust ist bei Milchstau nicht unbedingt nötig. Wenn das Baby noch dort andocken kann, ist alles bestens. Ansonsten hilft oft auch schon ein warmes Bad oder eine heiße Dusche und die Brust läuft wieder von ganz allein. Und gegen die Entzündung hilft ein kühler Retterspitzumschlag wahre Wunder!
Also, Milchstau heißt nicht, dass das Stillen nicht funktioniert, man sofort abstillen muss, oder dass einem sofort eine Brustentzündung droht. Milchstau kann jeder passieren, fühlt sich ziemlich scheiße an, vergeht aber auch wieder mit den richtigen Mitteln. Und so plötzlich wie er bei mir kam, war er auch wieder weg. Seitdem aber achte ich doch noch ein wenig mehr auf mich und meinen Körper. Vielleicht ist das auch gar nicht so schlecht.